Deutschland kehrt zurück zur Schneckenpost.
Vom November 1979 an leistete ich meinen Grundwehrdienst am sprichwörtlichen A… der Welt; in einem finsteren Eckchen namens Torgelow-Drögeheide. Der nächste größere Ort war Pasewalk. Damals schrieb man noch Briefe (Für die Jüngeren: Das sind diese flachen Rechtecke, die man in einen gelben Kasten steckt).
Wenn ich einen Brief geschrieben hatte, frankierte ich diesen mit einer 20-Pf-Marke und legte ich ihn in meiner Unterkunft dem UvD (Unteroffizier vom Dienst) auf den Tisch. Der nahm die Post am Abend mit und warf sie in den Briefkasten am Kasernentor ein.
Am nächsten Vormittag waren meine Briefe in Leipzig beim Empfänger. Soll heißen: Der Briefkasten wurde abends geleert, die Post nach Pasewalk gefahren, dort in den Nachtzug geladen, während der Fahrt von Hand nach Zielorten sortiert und entlang der Strecke wieder in Berlin, Leipzig usw. ausgeladen. Nochmal sortiert, Zustellpostamt, Zusteller, Bingo.
Warum ich diese Erinnerung hier aufwärme? Im Frühjahr wird im Bundestag mit den Stimmen von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU ein neues Postgesetz beschlossen. Mussten bisher 80 % der Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger ankommen, geht es bald chilliger zu. Es reicht im besten Deutschland aller Zeiten, wenn 95 % der Sendungen nach drei Tagen eintrudeln, nach vier Tagen sollten es dann bitte 95 % sein, wenn’s keine Umstände macht.
Es war wirklich nicht alles schlecht in der DDR.
PS.: Aber ich soll ja positiv denken. Klar doch. Also werde ich meinen Rechnungsversand umstellen. Bisher schickte ich meinen Anzeigenkunden einen netten A4-Umschlag mit Rechnung und physischen Belegen. Die 1,60 Euro fürs Porto war mir die Sache wert. Außerdem landeten die Belegexemplare in der Regel nicht in der Tonne, sondern wurden ausgelegt, warben also fürs gedruckte Produkt. Das verkneife ich mir künftig, die Post muss sich meinetwegen keinen Stress machen und kann die paar Öcken sicher verknusen.