Persönliche Post von der duzenden Petra

Nachdem ich erst gestern über Petras-Propaganda-Postille geschrieben hatte, gab es nun gleich noch einmal Post von Petra Köpping. Sie hat mir einen Brief geschrieben. Einen aus der Rubrik „Schlimmer geht immer”. Und offensichtlich nicht nur mir, sondern sie hat das peinliche Geschreibsel wohl tonnenweise über dem Sachsenland ausgekübelt. Eines vorweg: Ich war überrascht. Sehr sogar. Ich schwitzte beim Kaminholzstapeln, als mir der freundliche Postbote allerlei Papier brachte (Ja, so geht das auf dem Dorf) und den Packen auf mein Wägelchen legte. Da ich laut meiner Frau neugierig wie eine Ameise bin, schaute ich gleich nach, was da so aus der weiten Welt kommend auf den Eichenscheiten gelandet war. Neben dem üblichen bunten Allerlei befand sich darunter auch ein gefaltetes Brieflein mit der blaugekritzelten Aufschrift „von Petra für Dich!”
Das verblüffte mich. Ja, in meinem Freundeskreis gibt es eine Petra; eine, die im benachbarten Kleinstädtchen wohnt. Eine, die Informationen bevorzugt per Telefonat und Whatsappgetippe zu übermitteln pflegt. Weshalb diese Petra einen Zettel beschreiben, zusammenfalten und auf geheimnisvolle Weise marken- und anschriftslos per Post zu mir hinüberzaubern sollte – das erschloss sich mir nicht. Ein Blick aufs entfaltete Papier brachte des Rätsels Lösung: Nicht die mir bekannte Petra aus dem Nachbarstädtchen war die Absenderin des Briefleins, sondern eine gewisse Petra Köpping, ihres Zeichens Spitzenkandidatin der arg gebeutelten sächsischen SPD; eine Petra, die meinetwegen bleiben kann, wo der sprichwörtliche Pfeffer wächst. Eine, mit der ich nicht im Sandkasten gespielt habe und die nicht das geringste Recht hat, mich plump zu duzen.
Nur zur Erinnerung: Es war genau diese Petra Köpping, die während der Plandemie renitente Sachsen in die Psychatrie einweisen wollte. Natürlich erinnert sie sich daran heute nicht mehr und wendet sich nun per Brief persönlich an „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger”. Immerhin bleibt sie erstaunlich lange bei der Wahrheit, denn sie schreibt „Meine SPD hat gerade keinen leichten Stand”. Ok, das „Meine” ist recht überheblich, aber dass die ehemalige Volkspartei keinen leichten Stand hat, stimmt trotz Untertreibung. Verdient ist es allemal.
Was tut die duzende Petra nun gegen den nicht leichten Stand? Im Brief heißt es „Darum habe ich in meinem Wahlkampf viele Bundesminister nach Sachsen geholt und mit ihnen über gerechte Löhne, sichere Renten und gute medizinische Versorgung gesprochen.” Was lehrt uns das? Zum einen: Die duzende Petra hat eine sehr eigene Vorstellung von der Bedeutung des Wortes „viele”. Der leider-immer-noch-Bundesregierung gehören aktuell sieben SPD-Minister an. Selbst wenn die alle nach Sachsen gekommen wären, um sich von Petra duzen zu lassen, wären das nicht „viele”. Allerdings kamen tatsächlich – wenn ich mich richtig erinnere – allenfalls drei Minister, die mit der duzenden Petra in den Wahlkampf gezogen sind. Dass allerdings der Auftritt eines Karl Lauterbach die SPD aus dem Zustand des nicht leichten Standes erlösen kann, wage ich zu bezweifeln. Und die anderen … Schwamm drüber.
Aber zurück zum Brief, den die duzende Petra mir geschrieben hat. „Ich sehe, dass noch viel zu tun ist.” Schön für sie. Schlecht für Sachsen (also für den Freistaat und die hier Sächselnden 😉 ja, ich kann auch Dschenderdingens), dass sie das erst jetzt sieht. Es ist ja nicht so, als wäre sie nicht schon seit Jahren in Regierungsverantwortung. Was steht noch drin? Eine stabile Regierung gibt es in Sachsen nur mit der SPD. Nein, Frau Köpping. Es gibt sie auch in anderen Konstellationen. Und ich hoffe sehr und bin optimistisch, dass es sie nach dem 1. September 2024 ohne die SPD geben wird.
Ups, der Brief hat ja noch eine Rückseite. Was steht da? „Stimmen Sie für mich und die SPD”. Na sowas, da fällt mir doch glatt meiner Grundschul-Klassenlehrerin Sigrid Ernst ein. Sie sagte: „Der Esel nennt sich immer zuerst.” Höre ich da jemanden kichern? Pssst! Ich sage nur „§ 188 StGB”.
Hab ich auch etwas Positives? Ja. Immerhin ist der Brief der duzenden Petra fehlerfrei. Und er enthält sogar einen Satz, dem ich 100-prozentig zustimme. Neugierig? Das ist er: „Denn Sachsen verdient eine lösungsorientierte Politik.” Bingo! Ich weiß nur nicht, ob dieser Satz selbstironisch oder ernst gemeint ist. Ich befürchte, dass Letzteres der Fall ist. Aber die Landtagswahl wird’s klären. -ad
PS.: Wer Glück den Brief nicht im Kasten hatte oder nicht das Glück hat, im weißgrünen Freistaat zu leben, findet den Brief hier.
Ein Nachsatz für die Agentur, die den peinlichen Duzbrief im Auftrag des SPD-Landesverbandes hingezaubert hat: Klar hat die Petra den Brief nicht am Stück runtergeschrieben, sodass er gestückelt werden musste. Aber gebt Euch doch im Photoshop etwas mehr Mühe beim Zusammensetzen. Iss ja peinlich, wenn man die Schnipselei sieht, so von wegen Strichstärke und Blauton und so. Noch etwas: Wer einen Brief schreibt, wendet das Blatt über die lange Kante, nicht über die kurze. Leute, Leute … Mennö, Ihr macht das doch beruflich und bekommt Geld dafür.
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