R.I.P. Förstersmann. Oder: Nachruf auf ein Opfer grünen Schwachsinns.
Ende April habe ich mich getrennt. Nein. Doch. Also anders: von meinem Auto. Bevor jetzt jemand auf falsche Gedanken kommt: Nein, ich bin nicht ins die Fraktion der Ich-rette-die-Welt-Lastenradler gewechselt, sondern habe mir ein neues Auto zugelegt; einen Verbrenner, noch schlimmer: einen Diesel. Warum keinen rollenden Akkuschrauber? Weil ich berufsbedingt auch mal ohne lange Vorbereitung losfahren und längere Strecken abspulen muss. Mein bisheriger Diesel, ein wirklich netter Subaru, war der vorerst letzte seiner Art. Warum? Zu Subaru bin ich vor vielen Jahren gekommen. Meinen ersten Forester legte ich mir nach einer Testfahrt zu. Genau genommen waren’s zwei: Zuerst fuhr ich den Forester, ein paar Stunden später einen Audi Q5. Es war Winter, die Straßen waren hier und da glatt und der Japaner hatte im Vergleich zum edleren Ingolstädter Blech eindeutig die Nase vorn. Dass der Preis des Foresters auch noch deutlich unter dem des Q5 lag, war ein weiteres Argument. Außerdem bringt es mein berufliches Tun mit sich, in punkto Auto nicht zu sehr „auf die Kacke zu hauen”. Da passt ein Subaru besser als ein Audi.
Der Marke mit den sechs Sternen hielt ich drei Autos lang die Treue. Bis dann bei Subaru Nummer 3 die Sache mit dem Abgas unsere Beziehung trübte. Sie wissen schon … der Abmahnverein DUH, die Partikelfilter und was da alles so hochkam. Einen ersten Rückruf zwecks Softwareupdate saß ich lange aus, aber das Kraftfahrzeugbundesamt nervte irgendwann und drohte mit Entzug der Zulassung. Nach dem Update lief nichts mehr rund. Ab und an, wenn der Partikelfilter freigebrannt wurde, lahmte die Kiste, als fehlte ein Zylinder. Dafür mulmte und stank es, der Dieselverbauch stieg. Selbst im Nichtfreibrennbetrieb fühlte sich die Kiste kastriert an. Anderen Fahrern erging es schlechter. Eine Menge der wirklich genialen Boxer-Diesel nahmen dank der neuen Software schweren Schaden, Ersatz musste erstritten werden.
Ein weiteres Update machte es zwar nicht besser, aber zumindest anders. Weißer Rauch beim Lastwechsel, hoher Verbrauch, zwischendurch immer mal ein Ölwechsel auf Kosten des Hauses. Grusel. Richtig gut lief mein Subaru nur, als die Abgasleitung 2023 kurz vor dem Partikelfilter wegbrach. Das schepperte zwar immer mal, aber der Motor schnurrte wieder und der Verbrauch war niedrig wie einst. Diesen Zustand hätte ich lange ausgehalten, allerdings wäre die Sache bei der nächsten HU aufgeflogen. Eine Schweißnaht stellte den gesetzeskonformen Zustand wieder her und verurteilte den Motor zu neuem Siechtum.
Das Ende für den japanischen Kastraten kam durch einen Leihwagen. Ich war Anfang März einige Tage mit einem Dacia Duster in meinem Lieblingsland unterwegs. Genau, so eine Billigkiste, über die Mehmet Scholl sagte, sie sei das Statussymbol für alle, die kein Statussymbol brauchen. Um es kurz zu machen: Der Dacia hatte im harten Verleihgeschäft gut 40.000 km hinter sich und machte immer noch einen guten Eindruck. Kein Knarzen, kein Scheppern. Er fühlte sich gut an. Selbst meine eher kritische Frau fand die Kiste gut. Eher aus Jux forderte ich von unterwegs ein paar Informationen an, wenige Stunden später kam ein Anruf vom Autohaus (das ist in der Servicewüste Deutschland leider keine Selbstverständlichkeit). Um es kurz zu machen: Angebot, Preis stimmte, der Subaru ist Geschichte, sein Nachfolger ist nach sehr entspannter Abwicklung ein dieselnder, noch nicht auf Hybrid verschlimmbesserter Duster Extreme mit allem erdenklichen Schnickschnack (welcher sich zum Glück abschalten lässt).
Hat da gerade jemand gefragt, warum ich nicht einfach einen neuen Subaru genommen habe? Ganz einfach: Subaru baut zwar noch Autos, surft aber auf der aktuellen grünen Welle mit. Soll heißen: Keine Diesel mehr, statt dessen einen Hybrid namens eBoxer, der schwerer, durstiger und viel teurer ist als mein einstiger „Fori”. Und so ein herrlich unvernünftiges Krawallgerät wie den WRX gibt es auch nicht mehr … da wäre ich schwach geworden.
Und die Moral von der Geschicht? Dank grüner Spinner und sinnfreier Absatzgesetze rollt ein solides Auto nun nicht mehr in Deutschland, sondern in irgendeinem Winkel der Welt, wo man es noch rollen lässt. Wenn ein pfiffiger Schrauber ihm einen Softwarereset auf Werkseinstellungen verpasst, rollt es sogar wieder wie am ersten Tag und mutmaßlich noch lange. Aber vielleicht schneidet der Schrauber einfach die Schweißnaht am Auspuff auf und lässt den Subaru artgerecht röhren. -ad