25 August 2024

Wahlkampf ist, wenn’s in Saal und Postfach eng wird

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: „Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, im Krieg und nach der Jagd”, sagte Otto von Bismarck. Was der erste deutsche Reichskanzler (Nimm dies, Emilia!) nicht sagte: Vor Wahlen krabbeln jede Menge Möchtegern(wieder)gewähltwerdenwollende aus ihren Büros bzw. Löchern oder unter ihrem Stein hervor und biedern sich beim tumben Wahlpöbel an, auf dass dieser sein Kreuz bitteschön zum Wohle Deutschlands oder mindestens Sachsens bei ihrem Namen machen möge. Mitunter nimmt dieses politische Einschleimen kuriose Züge an. Weiterlesen

12 Juli 2024

Von Athen nach Berlin: Parallelstrukturen und deren historische Parallelen.

Volltextsuche im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. „Ministerpräsidentenkonferenz”? Null Treffer. Fehlanzeige auch beim „Bürgerrat”. Beide sind keine Verfassungsorgane, sondern Gremien, deren Beschlüsse alles andere als rechtsverbindlich sind. Sie gehören zu den gar nicht so seltenen Parallelstrukturen, die darauf abzielen, Bedeutung und Einfluss vorhandener Organe und Strukturen zu unterminieren. Diese Methode ist nicht neu, sie hat sich schon in der Antike bewährt. Weiterlesen

28 Juni 2024

Ewigkeit ist relativ im besten Deutschland aller Zeiten

Der Gemeinderat „meines” Dorfes hat mit einfacher Mehrheit die Abschaffung der Schwerkraft beschlossen. Warum? Weil viele Menschen sich bei Stürzen verletzen. Ohne Schwerkraft werde es künftig keine Unfälle durch Stürze mehr geben, heißt es in der Beschlussvorlage. Außerdem werde die Gefahr durch umfallende Bäume und herabsausende Dachziegel eliminiert. Sie halten das für bescheuert? Dann schauen Sie mal in den Deutschen Bundestag! Weiterlesen

16 Mai 2024

Gendermumpitz 2.0: Wenn Muttersprachler ins Straucheln geraten

Es gibt viele Argumente gegen den grassierenden Genderwahn. Der Verein Deutsche Sprache, dem auch ich angehöre, führt u.a. die Ausgrenzung von Autisten und Blinden durch * und _ an, weist aber auch auf die Probleme hin, die das gedankenlose Gendern Nichtmuttersprachlern bereitet. Nun gehöre ich keiner der drei Beispielkategorien an (Ehe jetzt jemand die Hand hebt: Meine gelegentlichen Schrullen haben nicht mit Autismus zu tun, sondern sind liebenswerter Eigenheiten), ertappte mich aber kürzlich mehrfach dabei, in meiner deutschen Muttersprache geschriebene Text misszuverstehen bzw. beim Lesen ins Stocken zu geraten. Beispiel gefällig? Aller schlechten Dinge sind … 3. Weiterlesen

10 Mai 2024

Der, dessen Name nicht genannt werden soll. Oder: verbotene Worte.

Kürzlich habe ich es wieder getan. Ich habe dieses Wort gebraucht, dieses verruchte, schlimme Wort. Ja, genau. Dieses Wort, dem der Duden einen „Besonderen Hinweis” beifügt. Dieses böse Wort, das während meiner Grundschulzeit (die damals nicht so so hieß) sogar in einem Lied vorkam. Ich gestehe: Ich habe „Neger” gesagt. Nicht als Schimpfwort, sondern um eine (lt. Duden) „männliche Person von [sehr] dunkler Hautfarbe” zu benennen.  Es lohnt sich übrigens, über Worte dieses nachzudenken, um nicht selbernannten woken Sittenwächtern auf den Leim zu gehen.  Weiterlesen

27 Februar 2024

Wahlurne im Rathaus, gepriesen seiest Du, geheiligt Dein Name.

2024 ist ein Wahljahr. Europawahl, zeitgleich hier im sächsischen Dunkeldeutschland Kommunal- und ein paar Monate später Landtagswahl. Abgesehen davon, ob es noch rechtzeitig gelingt, das renitente Bergvolk auf Linie zu bringen, stellt sich natürlich die Frage, ob bei der Auszählung der abgegebenen Stimmen alles mit rechten Dingen zugehen wird. Mancher Wähler glaubt ja an die Magie der Wahlurne, durch die aus einer Stimme für die falsche Partei eine für die richtige wird. Dazu ein paar persönliche Betrachtungen aus eigenem Erleben. Weiterlesen

17 Februar 2024

Diktaturen (und deren Protagonisten) verraten sich durch ihre Sprache

Victor Klemperer lebte von 1881 bis 1960. Er war ein jüdischer Literaturwissenschaftler. In Dresden entkam er dem Holocaust. 1947 erschien sein bekanntestes Werk: Mit „LTI – Notizbuch eines Philologen” wurde er über die Grenzen seines Fachs bekannt. LTI steht für „Lingua Tertii Imperii”, also die Sprache des Dritten Reiches. Wer glaubt, dass das der sprichwörtliche Schnee von gestern sei, liegt falsch. Die Sprache der Diktatur ist lebendiger denn je. Weiterlesen

16 April 2016

Asylbusiness. Oder: Norddeutsches Cleverle

Kürzlich hatte ich das sehr zweifelhafte Vergnügen, bei einer Kesselgulaschparty ein mir nicht nahestehendes Paar wiederzutreffen, dass ich glücklicherweise seit Jahren nicht gesehen hatte. Die beiden sind Ende 60/Anfang 70 und stammen aus Norddeutschland. Irgendwo nahe Ratzeburg betreiben sie so etwas ähnliches wie eine Jugendherberge. Sollten die Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sich nun fragen, was ich mit „so etwas ähnliches” meine, so sei ihnen folgendes verraten: Ich hatte vor mehr als einem Jahrzehnt das recht traumatische Erlebnis eines Aufenthaltes in diesem Etablissement und erlebte ein heruntergekommenes Anwesen mit 60er-Jahre-Flair und einem Berg längst überfälliger Investitionen, hinter dem sich der Großglockner locker verstecken ließe. Für Spätmerker: Mehrbettzimmer mit NVA-Flair, Waschräume mit Gemeinschaftströgen und PVC-Hähnen (natürlich Kaltwasser), eine heruntergekommene Küche mit Ekelgarantie sowie eine wirklich schöne Kümmerlingsonne im Speisesaal. Dazu gab’s Preis auf gehobenem Niveau und Aufschläge für das allerkleinste Extra, das eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist. Besagte Herberge dümpelte so vor sich hin und sollte vor zwei, drei Jahren zwecks Altersfinanzierung der Eigentümer verkauft werden. Der Erfolg war sehr überschaubar, der einzige Interessente – ein polnischer Unternehmer, der eine Herberge zum Melken von Saisonarbeitern und anderen armen Schweinen einrichten wollte – ist zuverlässigen Quellen zufolge schreiend weggelaufen, nachdem er die Immobilie gesehen hatte. Andere Quellen berichten auch vom zwischenzeitlich misslungenen Versuch eines warmen Abrisses. Die örtliche Feuerwehr hat das Geschäft wohl platzen lassen, da sie schon eintraf, ehe der bis heute geheimnisvolle Brand eines Nebengebäudes infolge Selbstentzündung aufs Haupthaus übergreifen konnte. Blöde dienstgeile Typen …
Also schien es, als müssten die Herbergseltern ihre Ruine für sich und ihr verrottetes Wohnmobil auch künftig behalten.
Aber wer das glaubt, hat die Rechnung ohne Angela Merkel gemacht … jetzt kam die Flüchtlingskrise und mit ihr das unglückliche „Wir schaffen das” und das ganze weitere Elend.
Langer Rede kurzer Sinn: Das Paar mit der vergammelten Jugendherberge vergaß seine bislang eher leitkulturelle Einstellung und wechselte zügig ins Flüchtlingsbusiness. Die wacklige Hütte ist an den Landkreis vermietet, die Küche nun mit fünf neuen Profiherden ausgestattet und das Haus grundsaniert. Doppelstockbetten? Unzumutbar, weg damit. Dass dabei auch die olle Kümmerlingsonne weichen musste, … scheiß drauf, ist eh haram …
Nun leben zur Freude der Nachbarn nette zugereiste Menschen dort, wo sich kürzlich noch Schüler auf Klassenfahrt ekeln durften und meine Bekannten sind begeistert. Nach Leipzig zur besagten Kesselgulaschparty kamen sie mit einem frischen Wohnmobil, auf dem brandneuen iPhone zeigte der stolze Herbergsvater Videos, auf denen seine ach so lieben Gäste zu sehen waren. Und als ich darüber sprach, dass ich mein betagtes Fahrrad mal wieder in Schuss bringen müsste, wollte er es mir gleich abnehmen, um es an die netten Jungs zu verkaufen, die so gern rumfahren. Mal ehrlich: Lieber hol‘ ich die Flex raus und verarbeite den ollen Drahtesel zu handlichen Stücke.   -ad
19 April 2012

Das Glück der geographisch richtigen Geburt. Oder: Warum ich heute mal wieder stolz bin, ein Ossie zu sein.

Zu seiner Herkunft sollte man stehen. Ich bin in der dahingeschiedenen DDR geboren und aufgewachsen. Die geneigten Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich ein Problem mit all den Idioten habe, die ihre gleichfalls vorhandene DDR-Biographie verleugnen. Sowas gibt es sogar in meinem Umfeld … Besonders bescheuert finde ich Menschen, die z.B. in Karl-Marx-Stadt geboren wurden, nun aber darauf bestehen, in Chemnitz (so heißt die Stadt heute wieder) zur Welt gekommen zu sein. Stimmt’s, Frau Wille?
Da lob ich mir meinen Vater: Der legte sich schon zu tiefen DDR-Zeiten mit einem Funktionär an, der ihn zum Polen machen wollte. Mein alter Herr ist nämlich in Schlesien geboren, in jenem Teil, der 1927 zweifelsfrei deutsches Staatsgebiet war. Papa schrieb in ein Formular bei der Frage nach Ort und Staat seiner Geburt folglich Deutschland, während der dusselige Funktionär ihn in der „Volksrepublik Polen”, die damals ebensosehr existierte wie Chemnitz 1980, verorten (endlich bekomme ich dieses blöde Modewort mal unter) wollte. Mit dem lautstark vorgetragenen Empörungsruf „Genosse, Du spinnst, ich bin doch kein Pole” brachte mein alter Herr einen angemessenen Ton die Debatte.
Doch zurück zu meiner Biographie. Ich habe vom Tag meiner Geburt an (welcher übrigens ein Sonntag war) 30 Jahre und ein paar Tage in der DDR verbracht. Und heute war ich wieder mal besonders stolz drauf, ein Ossie zu sein.
Warum? Ganz einfach – guckst Du hier: http://www.welt.de/politik/deutschland/article106201680/Ostdeutsche-sind-groesste-Gott-Zweifler-der-Welt.html
Da wird mir und meinen Landsleuten bescheinigt, die weltweit größten Gottzweifler zu sein. Wenn das kein Grund zum Stolz ist, was dann?
Ich glaube nicht an höhere Wesen, ich gehöre keiner Kinderfickersekte an und ich finde den folgenden Satz von Heinrich Heine ziemlich treffend:
„In dunklen Zeiten wurden die Völker am besten durch die Religion geleitet, wie in stockfinstrer Nacht ein Blinder unser bester Wegweiser ist; er kennt dann Wege und Stege besser als ein Sehender. Es ist aber töricht, sobald es Tag ist, noch immer die alten Blinden als Wegweiser zu gebrauchen.”

(erstmalig veröffentlicht auf https://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2044296/ und hierher gerettet)

8 Juli 2008

Funkstille unterbrochen: Neues von der schönen Landrätin. Oder doch nicht?

Der folgende Beitrag wurde ursprünglich hier https://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1171859 veröffentlicht.

Einige Wochen sind ins Land gegangen, seit sich die schöne SPD-Landrätin Petra Köpping gegen den viel weniger schön anzuschauenden CDU-Kandidaten Gerhard Gey eine Schlappe eingefangen hat. Einige Spekulationen um ihre Zukunft schossen ins Kraut (guckst Du hier: https://laufendegedanken.de/aktuelles/saechsisches-klu…geht-nicht-unter/ ), aber ansonsten geschah nichts. Außer, dass Petra Köpping einige Tage in Österreich pausierte. Doch auch nach ihrer Wiederkunft im so undankbaren Deutschland blieb es still um Sachsen-Pauli.
Auf der Homepage www.petra-koepping.de prangten noch immer die letzten Durchhalteaufrufe und Siegesparolen. Von wegen, nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern! Ein Webauftritt von vorgestern ist viel älter.

Doch nun kreiste der Berg und gebar – eine neue Startseite. Auf ihrer HP begrüßt die designierte Ex-Landrätin ihr Wählervolk wie folgt:

„Liebe Bewohner des Landkreises,
auf diesem Wege möchte ich mich ganz herzlich für Ihre Unterstützung meines Wahlkampfes um das Amt des Landrates/Landrätin des neuen Landkreises Leipzig bedanken.
Die Wahlergebnisse haben gezeigt, dass die Wähler im ehemaligen Landkreis Leipziger Land mir und meiner Politik ein sehr großes Vertrauen entgegengebracht haben. Das allein hat leider nicht gereicht, die Landratswahl im neuen Landkreis Leipzig zu entscheiden.
Als Landrätin die Geschicke des Leipziger Landes mitzugestalten hat mir sehr viel Freude gemacht. Ich wusste mich bei dieser Tätigkeit unterstützt von einem qualifizierten, erfahrenen und engagierten Team. Über das normale Pensum der Verwaltungsarbeit im Landratsamt hinaus, hatte ich so die Möglichkeit, mit der Unterstützung vieler, dem Landkreis Leipziger Land eine eigene Identität zu geben.
Gemeinsam können wir stolz auf das Erreichte sein. Vieles gibt es noch zu tun, wartet auf Weiterführung und Vollendung.
Ich wünsche Ihnen persönlich alles Gute und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Ihre Petra Köpping“

Ich war so frei, den Text original zu übernehmen. Man weiß ja nie, wie lange diese Perle am ursprünglichen Orte zu lesen sein wird.
Dass Petra Köpping sich wieder im bewährter „Liebe Neger“-Weise an ihre „nun doch nicht“ Untertanen wendet, ist ihr gutes Recht. Dass sie ihren Landkreislern dankt und „die da aus dem anderen Kreis“ für die Niederlage verantwortlich macht, auch. Aber nur die halbe Wahrheit (oder eine halbe Lüge). Schließlich erzielte die schöne Landrätin in ihrem Heimatrevier eben keine 100 Prozent, sondern auch dort konnte der Gegenkandidat Stimmen einfahren. Wer’s nachlesen will: http://www.statistik.sachsen.de/wpr_neu/pkg_w04_nav.prc_index?p_anw_kz=LR08 (Der Link ist leider inzwischen tot)

Dass die gescheiterte Kandidatin allerdings nur den Wählern aus ihrem Noch-Landkreis dankt und die Schar der Köpping-Wähler im „feindlichen Kreisgebiet“ nicht mit einem huldvollen „Liebe-Neger-Lächeln“ bedenkt, ist stillos. Aber nicht schlimm.

Ein wenig besorgt stimmt mich das Ende des Köppingschen „Die-Welt-ist-so-schlecht-zu-mir-Traktates“.
Dort steht:
„Vieles gibt es noch zu tun, wartet auf Weiterführung und Vollendung.“
Das lässt Schlimmes vermuten. Ich hatte schon gehofft, dass die gute Frau demnächst in einer Auswanderer-Doku zu sehen sein wird. War ja wohl nichts.
Immerhin hat sie kürzlich ihre Homepage umgemeldet. Bisher hatte Petra Köpping bei der denic eine Adresse angegeben, die der ihres Landratsamtes aufs Haar glich. Nun steht dort „Petra Koepping, Koburger Strasse 229, 04416 Markkleeberg“.
Unter dieser Adresse residiert übrigens der Verein Blaues Haus e.V. Es folgt ein unverändertes Zitat aus der Selbstdarstellung, nachzulesen hier: http://www.designtempel.de/galerien_galerie/markkleeberg/blaues_haus_markkleeberg.htm (Der Link ist leider inzwischen tot)

„Blaues Haus e.V. ist ein Verein, der jene Künstler fördert, die es schwer haben in der Kunstszene Fuß zu fassen. Der Verein beratet junge oder noch unbeachteten Künstler, indem er ihnen Durführungsmöglichkeiten und Konzepte für Ausstellungen vorschlägt. Das Ziel des Vereins ist es, die öffentliche Aufmerksamkeit zu auf sein Programm zu ziehen und so versucht, verborgenes Kunstschaffen zu fördern.“

Bleibt zu hoffen, dass die Blauhäusler die rote Petra gut berataten tun.